Sorbisches Brauchtum - Sorbische Ostereiermalerei

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Sorbisches Brauchtum

Die Lausitzer Sorben sind ursprünglich eine bäuerliche Landbevölkerung. Ihre Sitten und Bräuche sind daher eng mit einem dörflichen Leben verbunden. Noch heute werden die sorbische Sprache und Kultur vor allem im ländlichen Raum der Lausitz gepflegt und erhalten.

Sorbische Ostereier

Ein recht beliebter und bekannter Teil sorbischer Kulturpflege ist das Verzieren von Eiern. Wie die meisten slawischen Völker betreiben auch die Lausitzer Sorben diese Jahrhunderte alte Tradition des Eiermalens, die vor allem im Frühjahr, zu Ostern und darüber hinaus auch zu anderen Gelegenheiten praktiziert wird. Schließlich gilt das Ei in den meisten Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit.

Bei den ostslawischen Völkern (z.B. Ukraine, Russland) ist die Gestaltung von Eiern mit Ornamenten in Gold / Goldfarbe weit verbreitet, wohingegen bei den Westslawen (z.B. Tschechen, Slowaken, Sorben) vorwiegend mit einfacheren Mitteln aber nicht weniger ausdrucksvoll Eier verziert werden.
Banner Brauchtum Sorbische Osereier
Für die Lausitzer Sorben ist es Tradition, die Patenkinder zu Ostern mit gefärbten und bemalten Eiern zu beschenken. Diese Eier waren früher gekocht und zum späteren Verzehr gedacht. Beim Waleien konnten dann die Kinder des Dorfes versuchen, sich gegenseitig ihre Eier abzuluchsen.

Wann die Sorben damit begonnen haben, die Eier nicht nur zu färben, sondern auch mit Ornamenten zu versehen, ist nicht bekannt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Kratztechnik schon im Mittelalter oder früher gepflegt wurde und sich die Wachsreservetechnik in der Zeit zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert im gesamten Siedlungsgebiet der Lausitzer Sorben verbreitet hat.

Die mystische Bedeutung, die bestimmten Verzierungen und Färbungen beigemessen wurde, ist aus der Vermischung heidnischer Naturreligion, Christentum und Volksglaube zu erklären. Tatsächlich leitet sich die typische Gestaltung Sorbischer Ostereier davon ab.

Heutzutage stehen für viele der ästhetische Eindruck und die dekorative Wirkung der kunstvollen Eier im Mittelpunkt. Mittlerweile (und eigentlich wieder) sind Sorbische Ostereier auch unabhängig von der Jahreszeit ein beliebtes Geschenk zu persönlichen Jubiläen und Anlässen über das ganze Jahr.
Waleien

Zur Osterzeit, wenn die Dorfkinder von ihren Paten reichlich mit Eiern beschenkt wurden, ist bei den Lausitzer Sorben das Waleien ein beliebter Zeitvertreib. Es wird aus Sand eine abschüssige Bahn gebaut, die in eine breitere Senke mündet. Die Bahn selbst kann zusätzlich mit Hindernissen oder Aufschüttungen versehen werden.

Zu Beginn wird ein Ei in die Senke gelegt oder per Losverfahren festgelegt, wer als erster ein Ei die Bahn hinabrollen lässt. Jeder weitere Mitspieler versucht, sein Ei die Bahn so hinabrollen zu lassen, dass es andere Eier berührt, die sich in der Senke befinden. Gelingt das, so gehört das angestoßene Ei dem erfolgreichen Mitspieler.

Als Preise können anstelle der Eier auch Süßigkeiten oder Geldstücke herhalten, je nachdem, worauf sich die Mitspieler geeinigt haben. Um es etwas anspruchsvoller und spannender zu gestalten, kann die abschüssige Bahn zusätzlich mit kleinen Gewinnen gespickt werden, die demjenigen zufallen, dessen Ei sie beim Parkour berührt.

Das Waleien ist ein Spiel, das vor allem Kindern große Freude bereitet. Aber auch junge und ältere Erwachsene haben daran ihren Spaß. Verwendet werden übrigens hartgekochte Eier.
Osterfeuer

Das Osterfeuer ist ein in der Lausitz beliebter und weit verbreiter Brauch. Er leitet sich von der heidnischen Vorstellung ab, dass das Feuer Natur, Land und Seele von Geistern reinigt. Viele lausitzer Dörfer organisieren mit großem Elan ihr alljährliches Osterfeuer.

In der Woche vor Ostern sammelt die Dorfjugend Holz, mit dem sie am Ostersamstag einen möglichst hohen Holzstoß errichtet, vorzugsweise auf einer nahe gelegenen Anhöhe, damit das Feuer und seine magische Wirkung weit über das Land strahlen.

Das Feuer wird schließlich um Mitternacht entzündet.

In manchen Dörfern tanzt man zu traditionellen Liedern einen Reigen um das Feuer. Wenn es bis zu einer bestimmten Höhe heruntergebrannt ist, versucht sich die Dorfjugend an der Mutprobe, schadlos über die noch hoch lodernden Flammen zu springen.

In einigen Gegenden konkurrieren die Dörfer um das größte, schönste und somit wirkungsvollste Osterfeuer.
Osterwasser(-Holen)

Dieser Brauch, ebenfalls heidnischen Ursprungs, ist nicht nur unter den Sorben, sondern auch bei den anderen westslawischen Völkern bekannt und gebräuchlich. Das Osterwasser soll eine reinigende spirituelle Wirkung haben. In früheren Zeiten wusch man sich und seine Haustiere mit dem Osterwasser.

In der Nacht zum Ostersonntag (vor Sonnenaufgang) holen die Mädchen des Dorfes das Osterwasser von einer Quelle oder einem reinen Fließ, die vorzugsweise in östliche Richtung fließen.

Auf dem Hin- und Rückweg muss absolutes Stillschweigen herrschen. Doch die Jungs aus dem Dorf versuchen mit allerlei Schabernack, die Mädchen auf ihrem Weg zum Sprechen zu bringen.

Wird das Schweigen gebrochen, so verliert das Osterwasser schließlich all' seine Wirkung und wird zum Plapperwasser. Die betreffenden Mädchen sind dann dem Spott im Dorf ausgesetzt.
Ostersingen

Zu Karfreitag oder Ostersonntag zogen die Dorfmädchen singend und in Festtagstracht durch den Ort und die nahe gelegenen Dörfer. Ursprünglich, so darf man heute annehmen, diente das Ostersingen neben dem Gesang zum Festtag vor allem der Präsentation der heiratsfähigen Mädchen in den umliegenden Ortschaften.

Bis in die 1950-er Jahre soll das Ostersingen im Spreewald noch fester Bestandteil der Osterfeiern gewesen sein. Heute trifft man diesen Brauch nur noch gelegentlich und wenn, dann als Initiative örtlicher Kulturvereine zur Pflege sorbischen Brauchtums an. Dem eigentlichen Zweck dient das Ostersingen heutzutage nicht mehr.


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